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Für sicheres Radfahren ist es notwendig, klar verständlich und gut sichtbar zu kommunizieren. Besonders wichtig ist dies beim Abbiegevorgang. Wie genau ein Handzeichen aber aussehen soll oder zu welchem Zeitpunkt und wie häufig Radfahrer:innen eine Verkehrssituation überprüfen sollen, wenn sie abbiegen wollen, ist in der Straßenverkehrsordnung StVO nicht eindeutig definiert.
In der Radfahrausbildung in Österreich wird die Kommunikationsabfolge beim Linksabbiegen vorwiegend mit der Variante Schulterblick-Handzeichen-Schulterblick gelehrt. In einer umfangreichen Befragung von Radfahrenden [1] zeigte sich, dass dabei unterschiedliche Varianten des Schulterblicks zur Anwendung kommen. Manche verstehen unter Schulterblick einen Blick zur Seite und damit eine Drehung des Kopfes um ca. 90 Grad), manche einen Blick über die Schulter und somit eine Drehung des Kopfes und des Oberkörpers um mehr als 90 Grad).
Mithilfe eines Experiments wurde untersucht, ob, und wenn ja, wie sich diese beiden Varianten hinsichtlich der Verkehrswahrnehmung beim Linksabbiegen unterscheiden.
Zu diesem Zweck wurde eine standardisierte Teststrecke mit offenen (Verkehrshütchen, Person mit Stoppschild) und verdeckten (z.B. hinter einem Baum hervorlaufendes Kind) Gefahren entwickelt (siehe Abbildung). Zwei radfahrende Testpersonen führten auf dieser Strecke mit Helmkamera standardisierte Linkabbiegemanöver mit beiden Schulterblickvarianten durch. genannt und Variante B, mit Blick über die Schulter (Drehung des Kopfes und des Oberköpers um mehr als 90 Grad) durch.
Die Auswertungen der Videoaufnahmen zeigen einen deutlichen Unterschied zwischen diesen beiden Blickvarianten. Das wahrgenommene Blickfeld bei der Schulterblickvariante “Blick über die Schulter nach hinten (Drehung des Kopfes beziehungsweise des Oberkörpers mehr als circa 90 Grad)“ war um fast das 4-fache (!) größer als das Blickfeld bei der Schulterblickvariante „Blick zur Seite (Drehung des Kopfes bis circa 90 Grad)“.
Die Möglichkeit der Überblicksgewinnung steigert sich also beim Schulterblick nach hinten im Zuge des Linksabbiegemanövers fast um das 4-fache! Durch die bessere Überblicksgewinnung ist auch die Gefahrenwahrnehmung besser, so konnten beim Blick über die Schulter mehrere offene Gefahren wahrgenommen werden.
Lernen Kinder von Beginn an den Schulterblick nach hinten, wird sichergestellt, dass die Einschränkung durch ihr entwicklungsbedingt noch eingeschränktes Gesichtsfeld kompensiert wird.
Unsere Tipps an Sie
Besprechen Sie die Wichtigkeit der Gefahrenwahrnehmung beim Linksabbiegen, gehen Sie mit gutem Beispiel voran, indem Sie deutlich den Schulterblick nach hinten anwenden und lernen Sie dies auch Ihrem Kind.